Bei der INDEPENDENT LIVING Stiftung in Berlin als Sozialpädagogin in einer Kinderwohngruppe mit Schwerpunkt Rückführung
von Nico Witt
Hallo ich bin Jil.
Bei der INDEPENDENT LIVING Stiftung arbeite ich in Berlin als Sozialpädagogin in einer elternaktivierenden Kinderwohngruppe mit dem Schwerpunkt Rückführung für Kinder und Jugendliche im Alter von 6-14 Jahren.
Innerhalb von 2 Jahren arbeiten wir gemeinsam mit den Familien daran, eine Rückführung der Kinder in das Familiensystem zu ermöglichen. Das Konzept finde ich toll. Unser Team besteht aus:
- zwei Teamleitungen,
- den Kolleg*innen im Betreuungsdienst im Schichtwechsel,
- einer Hauswirtschaftskraft und
- mir als Sozialpädagogin.
Ich arbeite Mo-Fr, gestalte die Elternarbeit, berate Eltern und Team pädagogisch und habe die Fallführung für unsere 8 Kinder bzw. Familien im Blick. Außerdem bin ich – und teilweise auch die Kolleg*innen- viel in Kontakt mit externen Akteur*innen aus den Systemen:
- Schule,
- Jugendamt,
- Psychiatrie,
- Psychotherapie,
- Ärzt*innen,
- Beratungsstellen etc.
Meistens bin ich drei Tage die Woche in der Wohngruppe, habe dort:
- Gespräche mit den Kindern,
- begleite Situationen im Wohngruppenalltag,
- tausche mich mit dem Team aus und
- führe Elterngespräche oder begleitete Kontakte mit den Eltern durch.
An den anderen Tagen mache ich Hausbesuche bei den Familien, bin mal bei einer Schulhilfekonferenz, besuche ein Kind in der Klinik oder schreibe Entwicklungsberichte für die nächste Hilfekonferenz mit dem Jugendamt.
An meiner Arbeit mag ich sehr, dass ich intensiv Zeit habe mit den Familien an ihren Herausforderungen zu arbeiten und wir wirklich genau schauen können, was die Familie braucht, um sich wieder zu stabilisieren und langfristig zusammenleben zu können. Ich bewundere in meiner Arbeit immer wieder die vielfältigen Ressourcen der Eltern und die Resilienz der Kinder und wie diese durch eine temporäre Entlastung durch die Unterbringung, neue Impulse und neuetablierte Strukturen wieder mehr zueinander finden können.
Dabei helfen mir die Kenntnisse aus meinem Studium Rehabilitationswissenschaft (M.A.) z.B. systemisches Arbeiten, pädagogische Konzepte, Ethik, Entwicklungspsychologie und psychische Beeinträchtigungen. Aus meiner Sicht müssen es aber nicht diese speziellen Schwerpunkte sein. Ich denke, dass wir alle je nach Ausbildung/Studium und vor allem auch Interesse und Weiterbildung unsere ganz individuelle Mischung mitbringen, welche die Arbeit prägt, gestaltet und bereichert. Ein grundsätzliches Interesse an menschlichem Verhalten und eine Offenheit für unterschiedliche Lebenswelten finde ich wichtig.
Ich genieße die Freiheit zu haben, meinen Alltag viel selbst zu gestalten und gleichzeitig immer eng und gemeinsam als Team zusammenzuarbeiten. In meinem Team sind alle sehr engagiert und machen sich Gedanken wie die Klient*innen gut unterstützt werden können. Wir lachen viel zusammen, diskutieren und tauschen uns intensiv aus und unterstützen uns gegenseitig. Das alles ist aus meiner Sicht in der stationären Jugendhilfe sehr wichtig, denn neben dem Alltag gibt es auch immer wieder Krisen, in denen das Verhalten der Kinder oder Eltern uns sehr herausfordert, in denen wir die Grenzen der Systeme merken und es gilt Lösungen zu finden, Spannungen zu entschärfen und Gefährdungen abzuwenden.
Bei all dem halte ich es für wichtig neben der fachlichen Ausbildung und dem Teamzusammenhalt, auch eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst zu wagen, eigene Emotionen regulieren zu können und zu wissen, wo die eigenen Grenzen sind und wie man gut für sich selbst sorgen kann.
Im Träger gibt es ein großes Angebot an internen Fortbildungen und regelmäßigen kollegialen Fachberatungen, die eine hohe Fachlichkeit ermöglichen. Zu vielen Bereichen, die in diesem so vielfältigen Bereich der Kinde-, Jugend- und Familienhilfe relevant sind, gibt es Einführungsveranstaltungen, die wie kleine Fortbildungen gestaltet sind und die alle besuchen, die bei der Stiftung neu anfangen. Ich nehme z.B. auch oft an dem regelmäßig stattfindenden, kollegialen Beratungsangebot „Clearing, Krisen, Kinderschutz“ teil, in dem man Kolleg*innen aus anderen Teams trifft und gemeinsam mit einer Supervisorin auf die Fälle schaut. Das ist immer spannend und bereichernd.
Ich finde es spürbar, dass bei Independent Living auf die Anliegen und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und Klient:innen wirklich Wert gelegt wird. Und darauf, dass die Arbeit Spaß machen soll, auch.
Kontakt:
Hast du Fragen an eine Sozialpädagog:in aus der Praxis? Ich freu mich von dir zu hören! Viele Grüße, Jil